15. Stock, Fühlen und so Dingens...


Ausnahmsweise mal abends auf dem Balkon. Jetzt sieht man wieder mehr Lichter rundherum. Die Bäume werden trotz dem Grün irgendwie lichter. Kann aber auch Einbildung sein. Möglich ist bei mir ja so manches.


Gegenüber kann ich dem Farbspiel von Fernseher hinter Gardinen zusehen. Viele Fernseher, viele, wahrscheinlich schweigende Miteinander, Singles sowieso. Die alte Dame sitzt auch wieder rauchend auf ihrem Balkon. Einsam. Ich könnte das nicht aushalten. Ganz sicher.


In der Ferne wie auf einer Perlenkette aufgereiht, blinkende Lichter von anfliegenden Touristenbombern. Sieht gut aus, auch wenn ich die Dinger so gar nicht mag. Es ist kühl geworden. Ich denke der Winter kommt diesmal früher. Winter... Meine Gedanken schweifen nach Italien. Skifahren mit all seinen Abenteuern. Werde ich auch nicht mehr erleben. Zu alt geworden, zu weit weg. Ob mein Filius wohl noch fährt?

 

Böen streichen ums Haus. Ich muss Lächeln. Wie sagte Tina? Schicke einen Hauch, oder so. Natur einsetzen um Gedanken zu manifestieren... Schlauer Plan und überall auf der Welt anwendbar. Ich muss Grinsen. Was sie da und wie macht, respektabel! Auch noch fast täglich. Ich könnte das nicht mehr. Wieder etwas was vorbei.


Und die da drüben? Ob sie noch irgendwann aufwacht mit ihrem Tun? Ich sollte da-raus eine Geschichte machen. Geht aber gerade nicht. Alle Rechner haben gleichzeitig beschlossen ihren Dienst zu quittieren. Typisch für mich. Ich rege mich schon gar nicht mehr auf.


Der Schluck Whisky ist größer. Es zieht schon ganz schön unter dem Hausmantel! Rechts auf dem Balkon wird es hell. Ah, die neuen Nachbarn sind scheinbar nach Hause gekommen. Ich überleg kurz ob ich die beste Sub der Welt Mal fünf Minuten ganz laut Stöhnen lasse, lass es dann doch lieber. Muss es ja nicht gleich komplett mit denen verscherzen. Aber ein Schritt nach rechts kann nicht schaden, die sind so leise gerade... Schad'.


Unter mir beginnt wieder die Fußhupe zu Kläffen. Am anderen Ende der Leine der kleine, dicke Affe. Handy zehn Zentimeter vorm Gesicht. Ich hätte ja noch eine Halbe Kiste voll mit alten Parisern noch aus der Clubzeit. So'n bisschen mit Wasser füllen, Knoten rein, Flugbahn inklusive Windhauch berechnen, es wäre ja Nacht... Noch lasse ich es lieber. Nicht dass die Töle am Ende einen Infarkt bekommt! Vielleicht so einen Meter hinter ihm? Würde bestimmt geil spritzen! Also das Kondom meine ich. Irgendwann mache ich es aber bestimmt. Wenn der Kleine Affe nur mit dem Handy unterwegs ist.


Eigentlich könnte ich den Schrank im Wohnzimmer ausräumen. Den ganzen Kram an Spielzeug rauszunehmen. Im Laufe der Zeit hat sich viel angesammelt. Einiges bekommt mein kleiner Bruder, anderes könnte in die Mülltonne. Unverpackt, ohne Tüte versteht sich. Die Mitbewohner sollen ja was zum drüber herziehen haben. < Hamse gehört? Wir haben da so einen perversen im Haus!!!> Wäre bestimmt interessant wie lange es dauert bis diese Info bei mir ankommt. Und ich dann <Echt? Na so ein Schweinkram! Wer das wohl ist? Ja, ja, die Welt wird immer schlimmer!> Also ernst genug könnte ich da dabei ja bleiben. Und dann könnte man ganz ungeniert im Aufzug mit anderen darüber reden. <Hamm' se schon gehört? Frau sowieso hat mir erzählt man hätte so'n Schweinkram im Haus gefunden... Polizei soll angeblich auch da gewesen sein! Wo? Wusste sie auch nicht. Also Menschen gibt's!>


Wetten, nach spätestens drei Wochen gibt es an jeden Bewohner des Hauses von der Hausverwaltung eine schriftliche Mitteilung, dass man seinen Müll doch bitteschön sorgfältig verpackt entsorgen solle. Ob die Videoaufnahmen vom Haus der letzten Wochen wohl noch einmal genau angeschaut werden würden? Wäre zumindest besser als wenn um Schlag Sieben der Laubsauger angeworfen wird.


Letzter Blick nach Gegenüber, schlaf gut Kätzchen. Ich nehm noch einen Whisky. Drinnen, den Kleinen wird es zu kalt und mir auch.


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